Duale Ausbildung in Schleswig-Holstein bisweilen katastrophal

Ausbildungsreport der DGB Jugend erschienen

Die Gewerkschaftsjugend hat am Donnerstag 23.02.17 ihren regelmäßig erscheinenden Ausbildungsreport für Schleswig-Holstein veröffentlicht, welcher die Situation in den Ausbildungsbetrieben evaluiert. Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich hier an vielen Stellen deutlicher Nachbesserungsbedarf durch den Gesetzgeber und glasklare Verstöße gegen geltendes Recht durch die ausbildenden Betriebe.

Die Linksjugend[´solid] Schleswig-Holstein fordert eine Überarbeitung der Ausbildungsgesetze, welche eine Mindestausbildungsvergütung auch für schulische Ausbildungen sicherstellt, gesetzliche Lücken, die zur Ausbeutung und finanziellen Belastung Auszubildender genutzt werden, schließt, und den Bildungscharakter einer Berufsausbildung konkretisiert.

Sebastian Borkowski, Linksjugend[´solid] Schleswig-Holstein stellt klar: „Es ist nicht hinzunehmen, dass grundlegende gesetzliche Mindeststandards nicht eingehalten werden und Gesetzesbruch an der Tagesordnung ist. Ausbildende Betriebe müssen scharf kontrolliert und Verstöße spürbarer sanktioniert werden. Betriebe deren Geschäftsmodell auf Regelverstoß und Ausbeutung basieren, haben keine Daseinsberechtigung. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ausbildung in Schleswig-Holstein findet nicht im Wunschberuf statt, ist schlecht bezahlt und verstößt an vielen Stellen gegen Berufsbildungsgesetz und Jugendarbeitsschutzgesetz. Die Studie belegt, dass es nicht nur einzelne schwarze Schafe sind, die Auszubildende vornehmlich als billige Arbeitskräfte ausbeuten, sondern dahinter scheinbar, insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe, System steckt, während jedes Unrechtsbewusstsein bei den Verantwortlichen fehlt.“

Stefan Karstens, Arbeitspolitischer Sprecher DIE LINKE Schleswig-Holstein ergänzt dazu: „Das Vertrauen in die Arbeitgeber zu setzen, sich selbst zu kontrollieren führt zu keinen Veränderungen. Die derzeitige Regierung hat keine Bestrebungen unternommen die Missstände anzugehen, geschweige denn sich mit den großen Ausbeutern anzulegen – Man muss fast meinen, dass ein Start ins Berufsleben mit Erschöpfung, Machtlosigkeit und dem völligen Vertrauensverlust in den Rechtsstaat politisch toleriert wird. DIE LINKE Schleswig-Holstein forderte schon in der letzten Legislaturperiode unabhängige wirksame Kontrollen und die Einrichtung einer unabhängigen Ombudsstelle, um unsere jungen Kolleginnen und Kollegen wirksam zu schützen. Wer seit Jahren ein Bundesland regiert, in dem fast 40% der Auszubildenden regelmäßig Überstunden leisten müssen, über 70% ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen und beinahe 60% auch krank zur Arbeit erscheinen, sollte den Begriff „gute Arbeit“ nicht mehr in den Mund nehmen dürfen, bis er es geschafft hat diese Zustände politisch wirksam zu bekämpfen.“

Betriebe, welche die Rechte junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Füßen treten müssen stärker kontrolliert und sanktioniert werden. Die Linksjugend[´solid] setzt sich für eine echte Entscheidungsfreiheit bei der Berufswahl ein, die über eine Ausbildungsplatzumlage hergestellt wird, damit die Wahl eines Ausbildungsberufes keine Verzweiflungstat bleibt. Versteckte Kosten, die eine – im Bundesvergleich unterdurchschnittliche – Ausbildungsvergütung von 705 € im Monat weiter schmälern müssen bekämpft werden, dazu braucht es neben dem kostenlosen Azubiticket eine verpflichtende Übernahme aller Ausbildungskosten durch die Arbeitgeber, egal ob Fahrtkosten, Kopierkosten, Werkzeuge oder Schulungsmaßnahmen.

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